Dr. h.c. Friedrich Baur liebte Musik, Kunst und Sport. Zusammen mit seiner Frau Kathi Baur engagierte er sich mit unermüdlichem Einsatz im sozialen und karitativen Bereich. Seit dem Jahr 2018 wird der FRIEDRICH-BAUR-GOLDPREIS (ehemals HOFER GOLDPREIS) im Rahmen der Internationalen Hofer Filmtage durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in memoriam Heinz Badewitz verliehen. Mit einem zertifizierten Goldbarren im Wert von rund 35.000 Euro ist dies der höchst dotierte Regie-Nachwuchspreis in Deutschland.
„Regie ist für mich ein Dirigat ohne wirkliche Partitur. Denn Noten sind schon die Musik, aber ein Drehbuch ist zunächst nur eine Landkarte. Und The Map is not the Landscape., wie wir wissen. Die Karte ist eben nicht die Landschaft... Die Visualisierung dieser Landkarte Drehbuch beschreibt für mich Regie. Die Visualisierung ist aber nur der Oberbegriff für das, was dann am Ende steht. Etwas sichtbares, Bilder. Ein Film. Regie ist jedoch immer durch und durch Erzählung: Wie erzähle ich das, von dem ich erzählen möchte? Mit wem mache ich es und warum? Welche Mittel habe ich und wie setze ich diese ein?
Schon die Titelsequenz des Films, der heute den Friedrich-Baur-Goldpreis für Regie erhält, zeigt das Gefühl und die Kenntnis für das eben genannte. Regie, Drehbuch, Schauspiel, Kamera, sowie Schnitt und Sounddesign beginnen eine Ouvertüre, die mir in 9 Minuten einen Menschen, eine Welt und ein Gefühl für die Menschen darin näherbringt. Ohne ein einziges Wort der Hauptfigur. In Minute zwölf hören wir die ersten Worte von David. Es sind genau fünf: „Das hier ist die Hölle“ sagt er und verlässt dann den Gesprächsraum einer Entzugsklinik. In den folgenden knapp 55 Minuten dekliniert der Regisseur und Drehbuchautor Lucas Dülligen in seinem Film VEREINZELT SONNE mit seinem formidablen Partner und Kameramann Mattis Schulte mit unbarmherziger Genauigkeit die soziale Abwärtsspirale des Junkies David. Der Schauspieler Lasse Claßen spielt diesen David mit den geringsten Mitteln und schreckt doch vor nichts zurück.
Die Mittel dieses Films und die Genauigkeit ihres Einsatzes, die Form von filmischer Erzählung, die Haltung, dem Zuschauer nichts vorzukauen, sondern ihm in der Präzision der kleinsten Dinge die Welt von David zu zeigen, sind ein großes Versprechen für die Zukunft des Regisseurs Lucas Dülligen. Der Friedrich-Baur-Goldpreis in Gestalt eines Goldbarrens im Wert von 35.000 Euro, „gießt“ dieses Versprechen allerdings von Anfang an in eine große Verantwortung. Diese Verantwortung, Lucas, ist der Preis, den du für diesen Preis bezahlen musst. Nachdem ich VEREINZELT SONNE gesehen habe, bin ich ganz sicher, dass du dich dieser Verantwortung schon bei deinem nächsten Film stellen wirst. Allerherzlichste Gratulation an den Gewinner des Friedrich-Baur-Goldpreises 2024, Lucas Dülligen.“