Kriege und Leid, Konflikte und Angst - gesellschaftliche sowie politische Themen, die aus der medialen Berichterstattung und damit aus unserem alltäglichen Leben nicht wegzudenken sind, bestimmen die Filme in diesem Jahr. Egal ob die Intensität der Auswirkungen von Militärpolitik auf die Bürger nahöstlicher Länder oder das gemeinsame Aufarbeiten der nationalsozialistischen Vergangenheit thematisiert werden - nichts bringt Zuschauer näher an die Krisen der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft als starke politische Filme. Diese können aufrüttelnde Geschehnisse dokumentieren und für die Nachwelt festhalten oder auch fiktive Geschichten rund um persönliche Konflikte betroffener Familien und auf Asyl wartende Flüchtlinge erzählen - die tragischen Möglichkeiten sind schier endlos. Doch sie tragen alle eine wichtige Botschaft: Den internationalen und generationenübergreifenden Zusammenhalt zwischen den Menschen.
Eine Auswahl der Filme:
A PORTRAIT ON THE SEARCH FOR HAPPINESS
Regie: Benjamin Rost (Deutschland, Südafrika 2020, Dokumentarfilm)
Eine riesige Wüste, dahinter ein tiefes, kaltes Meer. Ein Schuttfeld, aufgerissen wie ein Acker. Darunter, tief unter der Erde: die reinsten Diamanten der Welt. Eine Gruppe junger Männer beginnt mit nackten Händen nach den winzigen Steinen zu graben. Tag und Nacht. Ein neuer Diamantrausch in Südafrika. Eine poetische Reise durch die Wüste, den Sand und den Wind.
BLOOD COAL
Regie: Christopher Stöckle, Paolo Tamayo (Deutschland 2020, Dokumentarfilm)
Einen Großteil seiner Kohle bezieht Deutschland aus Kolumbien. Doch an dieser Kohle klebt Blut. El Samario, ein ehemaliger Soldat der Paramilitärs spricht über die unzähligen Morde, die er im Auftrag internationaler Kohlezulieferer verübt hat.
CITIZEN NOBEL
Regie: Stéphane Goël (Schweiz 2020, Dokumentarfilm)
Als Jacques Dubochet den Nobelpreis für Chemie erhält, verändert sich sein Leben. Aus dem Schatten ins Licht geraten, wird er plötzlich von allen Seiten kontaktiert. Was kann er mit seiner Stimme bewirken, die jetzt von allen gehört wird? Wie soll er als ‚Nobelbürger‘ seine Verantwortung als Forscher und Mensch wahrnehmen? Eine Rede von Greta Thunberg stellt alles auf den Kopf.
DAS ZELIG
Regie: Tanja Cummings (Deutschland 2020, Dokumentarfilm)
Im Münchner Café Zelig treffen sich jede Woche letzte, aus ganz Europa stammende Holocaust-Überlebende. Es wird viel gelacht, gefeiert und politisch gestritten, aber auch geschwiegen und getrauert. Einige von ihnen, auch ihre Kinder, machen sich auf den Weg zurück in ihre Vergangenheit, in ihre alte polnische Heimat, und sie zeigen, wie schwer es war und ist, wieder zurück ins Leben zu finden – in Deutschland.
DIE GRAZER GRUPPE
Regie: Markus Mörth (Österreich 2020, Dokumentarfilm)
Unter lauter Einzelgängern eine Gruppe. Keine Clique, ein loser Haufen. Geeint weniger durch landsmannschaftliche Vereinsmeierei als durch den Willen mit Gedichten, Erzählungen, Dramen gegen verlogenes Heimatgefühl die Erkenntnis der Wirklichkeit zu fördern. Der Dokumentarfilm “Die Grazer Gruppe” soll eine chronologische Bestandsaufnahme von 60 Jahren Grazer Literatur auf den Fundamenten von experimenteller Kunst und gesellschaftspolitischem Engagement abbilden.
DIE HEIMKEHR - LEBEN NACH DEM TERROR
Regie: Mariam Noori, Lisa Maria Hagen (Deutschland, Österreich 2020, Dokumentarfilm)
Meral aus Hamburg sucht ihren kleinen Bruder, einen verschollenen IS-Anhänger. Oliver aus Österreich, ein 21-jähriger Ex-Terrorist, sucht seinen Weg zurück in die Gesellschaft. Beide sind durch ein schicksalhaftes Foto miteinander verbunden.
EINE HANDVOLL WASSER
Regie: Jakob Zapf (Deutschland, Vereinigtes Königreich 2020)
Konrad, 85, hat zumeist verhagelte Laune. Und nun will seine Tochter die Kinder ihrer lesbischen Freundin adoptieren. Das schmeckt ihm einfach nicht! Als die 10-jährige Thurba, die vor den Behörden wegen der anstehenden Abschiebung ihrer Familie davonläuft, in seinem Keller Zuflucht sucht und er sie aus Angst vor dem vermeintlichen Einbrecher mit einer Nagelpistole verletzt, kommt er selbst in die Bredouille. Thurba ist verletzt und kann nirgendwo hin - das junge Mädchen rührt den alten Mann und eine Lösung muss her...
Mit Jürgen Prochnow, Milena Pribak, Pegah Ferydoni, Anja Schiffel
ENDJÄHRIG
Regie: Willi Kubica (Deutschland 2020)
Als in Deutschland die sogenannte Endjährigkeit - die Zwangssterbehilfe bei Erreichen des 80. Lebensjahres - eingeführt wird, sind ein Vater und ein Sohn gezwungen, ihr zerrüttetes Verhältnis auf eine letzte Probe zu stellen.
Mit Peter Meinhardt, Matthias Lier
EPICENTRO
Regie: Hubert Sauper (Österreich, Frankreich 2020, Dokumentarfilm)
Ein eindringliches und metaphorisches Portrait eines utopischen und postkolonialen Kubas, in dem die Explosion der USS Maine im Jahr 1898 in Havanna einen Widerhall findet. Dieser Big Bang setzte der spanischen Vorherrschaft ein Ende und läutete die amerikanische Ära ein. Zugleich entsteht ein mächtiges Werkzeug der Eroberung: der Propagandafilm. Der Film beleuchtet gemeinsam mit der außergewöhnlichen Bevölkerung Havannas – vor allem mit ihren Kindern - ein Jahrhundert des Interventionismus und der Entstehung von Mythen und stellt Fragen über die Zeit, den Imperialismus und den Film selbst.
FIVE FINGERS NO SAME
Regie: Regina Wiebe, Johanna Reimann (Deutschland 2020, Dokumentarfilm)
Der Film erzählt die Geschichten junger Menschen aus Pakistan und Marokko, die mit dem europäischen Traum vor Augen ihre Heimat verlassen haben. Zwischen Hoffnung und Lethargie steckt jeder auf seine Art und Weise für den Moment in Bosnien fest.
HAIFA STREET
Regie: Mohanad Hayal (Irak, Katar 2018)
Es ist das Jahr 2006 und Bagdad wird von sektiererischer Gewalt heimgesucht. Haifa Street – das Epizentrum des Konflikts – wird aus unklaren Gründen und politischen Zugehörigkeiten von Killern und Scharfschützen belagert. Ahmed wird dort von einem Taxi abgesetzt. Er ist auf dem Weg zum Haus seiner geliebten Suad, um deren Hand er anhalten will. Doch er wird von dem ängstlichen jungen Scharfschützen Salam erschossen, der auf einem Dach über ihm seine ganz persönliche Hölle erlebt.
Mit Ali Thamer, Iman Abdulhassan, Rudhab Ahmed
JOSEP
Regie: Aurélien Froment (Frankreich, Spanien, Belgien 2020, Animation)
Februar 1939. Völlig überfordert durch den Ansturm der Republikaner, die vor der Franco-Diktatur nach Frankreich fliehen, beschließt die Regierung, die Spanier in Konzentrationslagern unterzubringen. Dort bleibt ihnen keine andere Wahl als ihre Baracken selbst zu bauen, die Pferde zu essen, die sie aus ihrem Land gebracht haben und wegen des Mangels an Wasser und Hygiene zu Hunderten zu sterben.
In einem dieser Lager entwickelt sich zwischen zwei durch einen Stacheldraht getrennten Männern eine Freundschaft. Der eine ist Gendarm, der andere Josep Bartoli (Barcelona 1910 – New York 1995), Kämpfer gegen Franco und Zeichner.
KÖNIG BANSAH UND SEINE TOCHTER
Regie: Agnes Lisa Wegner (Deutschland, Ghana 2020, Dokumentarfilm)
Céphas Bansah kommt aus Ghana und lebt in Ludwigshafen am Rhein. In Ghana ist er König für rund 200.000 Angehörige der Ewe, in Ludwigshafen betreibt er eine Kfz-Werkstatt.
KRISE IST IMMER
Regie: Dan Dansen (Deutschland 2020)
KRISE IST IMMER erzählt die Politisierung einer jungen Frau. Inmitten von (Anti-)Feminismus, Rechtspopulismus und Prekarität entsteht eine zärtliche Erzählung von Solidarität und Freundschaft zwischen der jungen Laura, ihrer besten Freundin Aylin und der Mitte 60-jährigen nicht-binären Trans-Person Tamara.
Mit Lea Ostrovskiy, Mariann Yar, Dieter Rita Scholl, Astarte Posch
VOLUNTEER
Regie: Anna Thommen, Lorenz Nufer (Schweiz 2019, Dokumentarfilm)
Berührt von der Flüchtlingswelle reisen Freiwillige nach Griechenland, um den in den Booten ankommenden Menschen zu helfen. Was sie am Strand und in den Lagern erleben, verändert ihr Leben für immer. Zurück in der Schweiz sind sie zerrissen zwischen ihrem früheren sicheren Leben und dem Drang, sich politisch zu engagieren. Der Film zeigt die Geburt einer Bürgerbewegung mitten unter uns, die die humanitären Werte Europas verteidigt.
WOOD
Regie: Monica Lăzurean-Gorgan, Michaela Kirst, Ebba Sinzinger (Österreich, Deutschland, Russland 2020, Dokumentarfilm)
Von der Taiga in Sibirien über die Primärwälder Rumäniens bis hin zum Urwald in Peru: Weltweit werden mit dem illegalen Fällen von Holz Milliardenprofite gemacht. Alexander von Bismarck, Ururgroßneffe des Eisernen Kanzlers, ist seit Jahren auf den Spuren der Holzmafia. Als Kopf der Environmental Investigation Agency in Washington ist er unermüdlich unterwegs. Denn die Situation für die „Grüne Lunge“ des Planeten hat längst dramatische Ausmaße angenommen. Der Film folgt von Bismarck und seinen Mitstreiter*innen in die Hölle der Profitgier und wieder zurück.
ZU DEN STERNEN
Regie: Nicolai Tegeler (Deutschland 2019)
Jahrzehnte nach dem Fall der Berliner Mauer hat der Sänger Marco Hoffmann den Höhepunkt seiner Popularität erreicht. Doch plötzlich wird der Ex-Frontmann der DDR-Rock-Band "DIE KOSMONAUTEN" von seinem ehemaligen Bandmitglied Volker Hinze beschuldigt, jener "IM Sänger" zu sein, der ihn damals an die Stasi verpfiffen hat. Das Verschwörungstreffen der damaligen Bluts-Brüder wird zu einem Streit über Leben und Tod.
Mit Florian Martens, Günter Barton, Margrit Sartorius, Alma Rehberg