Der HOFER GOLDPREIS der Friedrich-Baur-Stiftung 2020 vergeben durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in memoriam Heinz Badewitz wird für die beste Regieleistung für einen ersten langen Spielfilm vergeben. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste bestimmt einen jährlich wechselnden Mentor aus ihrer Film- und Medienkunst-Abteilung, der den Preisträger auswählt. In diesem Jahr haben zwei Mentoren die Aufgabe übernommen: die Regisseure und Autoren Edgar Reitz (u.a. „Heimat", „Die Andere Heimat“) und Bernhard Sinkel (u.a. „Väter und Söhne, „Lina Braake“).
Der Preis besteht aus einem zertifizierten Goldbarren von 1 kg Feingold (momentaner Handelswert ca. 52.000 Euro). Darüber hinaus beinhaltet der Preis die künstlerische Beratung des/der Regisseur*in bei der Entwicklung eines neuen Films über ein Jahr lang.
Der HOFER GOLDPREIS der Friedrich-Baur-Stiftung 2020 vergeben durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in Memoriam Heinz Badewitz für die beste Regie geht an:
Aus der Begründung der Mentoren Edgar Reitz und Bernhard Sinkel:
„Der Film erzählt in liebevollen Bildern von einem Jungen, der als Waisenkind in der Nähe eines türkischen Dorfes bei der Großmutter und einem unverheirateten Onkel aufgewachsen ist. Burak kommt nun in ein Alter, in dem sich entscheiden wird, ob er das Leben seines ebenso armen wie frommen Onkels Cemil fortführen, oder ob er das traditionelle Landleben verlassen soll, um sein Lebensglück durch ein Universitätsstudium zu suchen. Wenn es nur um seine persönliche Wahl ginge, wäre Burak sogar bereit, sich an der Seite des aufrechten Onkels als Obstbauer durch das karge Leben zu schlagen. Als aber die Großmutter krank wird und qualvoll stirbt, geraten beide, der Onkel und der Junge an die Grenze ihrer Kräfte. Heimatliebe und Frömmigkeit können weder die Mutter noch den stolzen Cemil, noch den Jungen Burak retten.“
„Der Film von Sevgi Hirschhäuser erzählt eine Geschichte, die sich an vielen Orten der Welt ereignen könnte, weil der Zerfall ländlicher Lebensformen und der Verlust der traditionellen Heimat überall um sich greift, aber dennoch ist TOPRAK eine einmalige und in ihren Bildern absolut unverwechselbare Erzählung. Die Gesichter der Protagonisten, die einsame Hütte, in der sie leben und die staubige Landstraße, an der sie ihre Paradiesäpfel verkaufen, bleiben unvergesslich. Der Film erzählt eine Abschiedsgeschichte. Bei allen seinen Bildern entsteht das schmerzliche Gefühl, dass es so, wie der Film es noch einmal zum Leben erweckt, nie mehr sein wird. Eine Trauer durchzieht diesen Film, die für die Autorin und ihren Partner, den Mitproduzenten und Kameramann Chris Hirschhäuser offenbar das bestimmende Motiv gewesen ist, dieses Werk zustande zu bringen. Die Juroren waren besonders berührt von der spürbaren Anteilnahme der beiden Filmemacher an der Geschichte ihrer Protagonisten, die eine innere Glaubwürdigkeit hat, wie sie im Kino eine seltene Ausnahme geworden ist.“
Sevgi Hirschhäuser ist tätig als Cutterin, Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin und hat bereits bei diversen Funktionen viel Filmerfahrung gesammelt. Ihr Mann, Chis Hirschhäuser, arbeitet als Kameramann und Fotograf. Gemeinsam haben sie im Heimatdorf von Sevgis Mutter mit einem kleinen Team gedreht und den Film ohne Filmförderung oder Fernsehmitteln produziert.
Im Wettbewerb um den HOFER GOLDPREIS der Friedrich-Baur-Stiftung sind automatisch alle Regisseur*innen, deren langer Spielfilm bei den Hofer Filmtagen Premiere hat und deutscher Produktion sind. In diesem Jahr waren 14 Filme nominiert.