Dokumentarfilme bei den 49. Internationalen Hofer Filmtagen

    Scala Filmtheater

    In diesem Jahr verzeichnen die Internationalen Hofer Filmtage mit 28 Dokumentarfilmen einen besonders starken Jahrgang. Dabei lassen sich drei Themenschwerpunkte ausmachen: zum einen sind das Musikfilme und Künstlerportraits und zum anderen Filme, die sich mit der momentanen Situation in der Welt beschäftigen – Krieg, Flucht oder die Suche nach einer Heimat, sei es in einem fremden Land oder in der eigenen Kultur. Allen Filmen ist gemein, dass sie durch starke Bilder überzeugen, bewegende Geschichten erzählen und Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten schildern.

    Musikfilme, Künstlerportraits

    Sékou Neblett macht sich in BLACKTAPE auf die Suche nach Tigon, dem legendären Erfinder des deutschen HipHop. Dabei wird die Reise mehr zu einer Suche nach der eigenen Identität. Auch die Multimediakünstlerin Laurie Anderson begibt sich in ihrem sehr persönlichen Essay HEART OF A DOG auf eine Reise zu Liebe, Tod, Lyrik und Musik. Ganz anders dagegen Cosima Langes Film HELLO I'M DAVID! EINE REISE MIT DAVID HELFGOTT, dem charismatischen Pianisten. German Kral portraitiert in seinem neuen Film EIN LETZTER TANGO das Vorzeigepaar des argentinischen Tangos, Maria Nieves und Juan Carlos, die zeitlebens eine Hassliebe verband, die aber in ihrer Tanzkunst unerreicht sind. Amy J. Berg gibt in JANIS: LITTLE GIRL BLUE Einblick in das Leben der Pop-Ikone Janis Joplin. Wüsten-Rock aus Kalifornien zeigt Jörg Steineck in LO SOUND DESERT. Stephanus Domanig begleitet in FOR MY SISTERS die in Wien lebende amerikanische Sängerin Carole Alston auf ihre Spurensuche zu den Wurzeln des Jazz und zu ihren musikalischen Schwestern Alberta Hunter, Nina Simone und Sarah Vaughan. Dabei wird greifbar wie untrennbar die Musik dieser Frauen von der Geschichte der Sklaverei und Rassentrennung in den USA ist. Auch Marie Dumora folgt in FORBACH FOREVER zwei Gitarristen aus Forbach in Frankreich durch ihre Welt zwischen Konzerten, Tourneen und dem Musizieren im Kreis der Familie und Nachbarn zwischen Hinterhöfen, Wohnwagen und Grillfeuer. Gipsy-Jazz der „Kinder" von Django Reinhardt.

    Krieg, Flucht, Suche nach Heimat

    Adnan G. Köse schildert in LAST REFUGE die Flüchtlingsproblematik anhand von Einzelschicksalen wie das einer syrischen Familie im Dinslakener Übergangswohnheim "An der Fliehburg". DIE KLEINSTE ARMEE DER WELT besteht aus zwei „Bavarian Taliban", die mit Turban und einer Kalaschnikow eine neue Willkommenskultur erproben. Regisseur Martin Gerner begleitet die beiden bei ihrem Experiment, die Alpenregion zu zivilisieren. In einer Sondervorführung zeigen die Hofer Filmtage HÁWAR von Düzen Tekkal, der den Genozid an den Jesiden seit August 2014 in bewegenden Momenten zusammenfasst. 1990 machte sich Wolfgang Ettlich auf den Weg die unbekannte DDR zu erkunden. Auf seiner Reise begegnete er Menschen, die mit Freude, Träumen, aber auch Ängsten der Wiedervereinigung entgegen sahen. 25 Jahre später bereisen Ettlich und sein Kameramann Hans-Albrecht Lusznat in MEINE REISE IN DIE DDR die gleiche Route in der Hoffnung die selben Menschen wieder zu treffen.

    Bewegende Geschichten

    Die Schwestern Helene und Julia Vogel schildern in KREIDE AUF BETON den Arbeitsalltag von Elena, einer Mitarbeiterin der Organisation „Soldatenmütter St. Petersburg", die sich für einberufene Soldaten einsetzt, die nicht zur Armee, sondern das Angebot zum Alternativdienst annehmen wollen. In WHERE TO, MISS? von Manuela Bastian versucht die junge Inderin Devki sich aus dem traditionellen Rollenbild zu befreien und einen Taxiservice für Frauen aufzubauen. Auch in WILD WOMEN, GENTLE BEASTS von Anka Schmid geht es um starke Frauen, die um ihre Existenz kämpfen müssen: Raubtier-Dompteurinnen, die in der Zirkusmanege als glitzernde sexy Frauen brillieren, aber hinter den Kulissen Schwerstarbeit leisten und ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Bestsellerautorin Sibylle Berg provoziert und polarisiert. Mit ihrem Film WER HAT ANGST VOR SIBYLLE BERG begeben sich die beiden Filmemacherinnen Wiltrud Baier und Sigrun Köhler auf eine abenteuerliche Reise mit der Autorin. Paul Poet erzählt in seinem minimalistischen Interview-Film MY TALK WITH FLORENCE die erschütternde Lebensgeschichte von Florence Burnier-Bauer, die in der österreichischen Friedrichs-Kommune von Otto Mühl gelebt hat. SOMMER IN WIEN von Walter Größbauer beschreibt fünf unterschiedliche Lebensabläufe in der österreichischen Hauptstadt. BERLIN [BEN BERLIN] – AUS DIESEM TRALLALA KOMMST DU NICHT RAUS von Pantea Lachin und Sobo Swobodnik portraitiert den 85-jährigen Berliner Aktionskünstler und Aktivisten Ben Wagin. GRAY MATTERS von Marco Orsini zeigt das Werk der großen Designerin Eileen Gray. PLASTIC MAN: THE ARTFUL LIFE OF JERRY ROSS BARRISH von William Farley erzählt die Geschichte des Künstlers, der stets kurz vor dem großen Durchbruch stand.

    Wieder dabei sind Alexander Riedel mit HEY UNI, eine Serie aus achtzehn rasant erzählten Kurzfilmen, die fünf Studentenleben über ein Jahr aufzeigen, und Günter Schwaiger mit SEIT DIE WELT WELT IST, der eine kastilische Bauernfamilie in Zeiten der Krise begleitet. In Z'BÄRG von Julia Tal erfüllt sich ein Paar einen lang gehegten Traum: einen Sommer auf der Alm zu verbringen. Dieser wird zu einem Prüfstand für die Beziehung. Sabine Kückelmann beleuchtet in IM NAMEN DER TIERE die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Hendrik Löbbert folgt in GRENZBOCK drei Jägern auf ihren Streifzügen, dabei zeigen sich Weltbilder, die sich hinter Jägerlatein und Lodenmantel verbergen. Vier Freunde brechen in UNBRANDED von Phillip Baribeau mit sechzehn Mustang-Pferden auf eine wilde Reise auf, die ihr Leben verändern wird. Drei ehemalige Priester erzählen in IN GOD'S HAND von Peter Woditsch von ihren Beweggründen aus der Kirche auszutreten.

    GRANIT – HOFER DOKUMENTARFILMPREIS

    Zum ersten Mal wird in diesem Jahr der „GRANIT – HOFER DOKUMENTARFILMPREIS" der Hermann und Bertl Müller Stiftung in Höhe von 7.500 Euro für den besten deutschen Dokumentarfilm vergeben.

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