Robinson Crusoe, jener altkoloniale Held der Vergangenheit, machte auf seiner einsamen Insel aus allem und jedem: ein Projekt. Pflanzungen, Schubkarren oder Grenzanlagen – der Mann verwandelte alles in Pläne und Projekte, um nicht vollständig dem Selbstmitleid, der Einsamkeit und den Gedanken an den Tod anheimzufallen.
Wir haben vor vielen Jahren einmal diesen Stoff inszeniert und stellten amüsiert fest, dass auch unser Leben von den unterschiedlichsten Projekten durchzogen ist, die auch ein Art Abwehrzauber gegen die Tatsache unserer Sterblichkeit sind. „Spaß muss sein – sonst kommt keiner mit bei der Leiche“ sagte eine unserer alten Tanten immer und lachte dabei herzhaft.
Der Inselgedanke der Kunst ist bei uns sicher zum Teil biografisch bedingt. Die ersten Jahrzehnte unseres Lebens verbrachten wir in der DDR und die sogenannte „Ost Bohemian Gegenkultur“ war uns die einzige Zuflucht in dieser öden, muffigen Kleinstdiktatur, in der wir unter dem Radar Musik, Kunst, Punk abfeierten.
Mit dem Umbruch kam die ersehnte Freiheit. Wir gehörten zu einer Generation der „Untoten des kalten Kriegs, die Geschichte nicht mehr als Sinngebung des Sinnlosen durch Ideologie, sondern nur noch als sinnlos begreifen kann“, wie Heiner Müller einmal gesagt hat.
Wir interessierten uns als erste Mediengeneration für die medialen Überschreibungen der Wirklichkeit. Angetrieben von den elektronischen Beats der Clubkultur gründeten wir illegale Clubs und in den Nächten mischten sich fortan Kunst, Musik und ein rauschhaftes Lebensgefühl der Affirmation in Bildproduktionsmaschinen und Toncollagen mit denen wir wöchentlich unsere Monitore und DJs unsere Lautsprecher bestückten. Mode, Lifestyle, Wissenschaft, Geschichte, Diktatur – alles ein popkultureller, ironischer Zitatenschatz, ein wildes Spiel mit Symbolen und Zeichen die man sich aneignete.
In den folgenden 30 Jahren inszenierten, collagierten und dekonstruierten wir in über 50 Produktionen an vielen Kunst- und Theaterhäusern die Wirklichkeit. Kunst ist für uns eine Art Transformations-Maschine, mit der wir dem untersuchten Thema mit Hilfe der Fantasie und gedanklicher Spekulation nahekommen. Anstatt einer Nachahmung von Realität setzen wir eine Frage, eine Merkwürdigkeit, eine Anomalie …was auch immer. Schließlich gewann unsere Lust am Film die Oberhand und wir gründeten 2018 die Filmproduktionsfirma MauserFilm. Den Themen, die unser bisheriges Schaffen durchzogen haben, sind wir treu geblieben und die wären: Das Interesse an Wissenschaft und Zukunft, an Fährten und Doppeldeutigkeiten – einem Humor mit feiner Klinge und dem sanft existentiellen Scheitern unserer kleinen, aber doch so besonderen Spezies – denn:
Bei diesem Special sprechen zur Einleitung die Künstler*innen Harriet Maria, Rebecca und Peter Meining mit Thorsten Schaumman, Künstlerischer Leiter der Internationalen Hofer Filmtage über ihre Arbeit. Gezeigt wird der Kurzfilm EDEN 3030. Nach dem Film diskutieren Veit Sprenger, Theatermacher und Autor sowie Prof. Dirk Baecker, Soziologe zum Thema „Wollen wir ewig leben“ über Kryonik sowie zukünftige Welten.
Bei diesem Special präsentieren die Künstler*innen Harriet Maria und Peter Meining ihre Kurzfilme DER KOPF DER KATZE sowie FALTER. Beim Publikumsgespräch, moderiert von Veit Sprenger, Theatermacher und Autor erfahren Sie alles, was Sie von den beiden Künstler*innen wissen möchtet.
Bei diesem Special präsentieren die Künstler*innen Harriet Maria und Peter Meining ihre Kurzfilme DER KOPF DER KATZE, EDEN 3030 und FALTER.