Die Balconettes

„Ich habe mir den Film von Anfang an als zügellose Punk-Farce vorgestellt, aber er sollte durch Figuren mit Leben gefüllt werden, mit denen man sich identifizieren kann. Also habe ich auf meine eigenen Erfahrungen zurückgegriffen. Die Vergewaltigungen, die die Figuren erleiden, habe ich selbst erlebt. Sie mit einem komödiantischen Ansatz zu filmen, war die einzige Möglichkeit, das Thema anzugehen, ohne den Überblick zu verlieren. Für mich sind Komik und Satire mächtige Waffen. Ich hoffe, dass dieser Film nicht nur befreiend wirkt, sondern die Menschen auch zum Lachen und Nachdenken bringt.

Durch Distanz zu etablierten Methoden und Ideen konnte ich eine Authentizität und Ehrlichkeit erreichen, die mir im Hinblick auf die Themen dieses Films notwendig erschienen. Ich wollte mit Spaß und Leichtigkeit mit den Codes des männlichen Blicks und der objektivierten und geheimnisvollen Frau spielen, ohne mich der klassischen erzählerischen Mittel zu bedienen, die Konflikte eher fördern.

In diesem Film geht es um Missbrauch und die Täter, und ich wollte nicht in die Falle der politischen Korrektheit tappen, in der das Verhalten einer oder mehrerer männlichen Figuren verallgemeinert wird. In meinem Film lassen die Missbrauchenden und Unterdrücker keinen Platz für Andere, weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne, so dass man die Anderen, ‚die Guten‘, die alles verstehen und nicht missbrauchen, weder sieht noch hört. Wo sind die Guten? Vielleicht geht es mir darum, dass die Menschen sich genau die Frage stellen.“

Noémie Merlant