Ludwig Wüst: Film & Holzlecture

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vor etwa 25 jahren machte ich einmal eine sogenannte familien- aufstellung, in der ich meine zahl- reichen familienmitglieder und mich „aufstellte“. am ende des tages kam die leiterin des seminars zu mir und sagte: herr wüst, wissen sie, in welchem raum sie sich aufgestellt haben? sie haben sich in einen raum gestellt, den es nicht gibt. mit einem wort: ES GIBT SIE NICHT!

diese aussage war für mich ein ziemlicher schock. seit diesem tag bin ich bestrebt, mich in meinen gegenwärtigen lebensräumen zu verorten, auch um sagen zu können: ICH BIN DA! dass ich irgendwann mal einen film mit dem gleichen titel drehen würde, geschweige denn überhaupt filme machen würde, war mir damals noch nicht klar. dies sollte sich bald ändern.

wenige wochen später hatte ich als schauspieler mit einer kleinen theaterproduktion ein gastspiel in kairo, in meinem gepäck hatte ich ein buch von ingeborg bachmann dabei: „der fall franza“. eine schauspielkollegin hatte es mir auf meine reise mitgegeben, mit den worten: „das wird dein erster film!“ sie sollte recht behalten.

nach unserem gastspiel weilten wir noch ein paar tage in kairo. in dieser zeit lernte ich einen ägyptischen wüstenguide kennen, der mich spontan einlud, mit ihm einen ausflug in die wüste sinai zu machen, ich sagte sofort zu. diese tage in dieser unendlich schönen und leeren landschaft wurden für mich zu einem ein-schneidenden erlebnis: ich kam aus der wüste zurück, mit dem entschluss filmschaffender zu werden.

seit dieser zeit sind in einem unglaublichen arbeitsrausch 12 langfilme entstanden und viele szenarien zu neuen film und theaterprojekten, die ich in den kommenden jahren mit meinem team realisieren möchte.

I AM HERE! konnte dank der unermüdlichen unterstützung meiner grossartigen kollegin maja savic heuer seine weltpremiere in rotterdam feiern, wir beide freuen uns sehr, mit diesem film wieder ein heimspiel bei den internationalen hofer filmtagen 2023 zu haben.

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vor etwa 3 jahren, während des ersten corona-lockdowns begann ich in meinem archiv filmische fragmente zu sichten, die seit vielen jahren ebendort ruhten und einer kommenden „verwertung“ entgegen harrten. dabei stiess ich auf meine allerersten videoarbeiten, die 1999 als vorbereitung zu meinem erstlingsfilm „ägyptische finsternis“ in kairo und der wüste ägyptens enstanden waren. dieses mate-rial führte im lauf der letzten 20 jahre zu etlichen schnittfassungen, die aber von mir bis dato nie publiziert wurden. nun entstand der wunsch, diese aufnahmen für eine neue, noch titellose arbeit zu verwenden.

ein zweites, mir persönlich sehr wichtiges unveröffentliches filmfragment hatte den arbeitstitel

„kain & abel“, welches mit freunden im sommer 2018 in einem steinbruch bei wien entstanden war und seitdem ebenso darauf wartete, als langfilm realisiert zu werden. beim sichten der letzten schnittfassung wusste ich: der film ist fertig! somit war eine zweite kurzfilmarbeit abgeschlossen.

im sommer 2021 begann ich, ermutigt durch meine wunderbare kollegin gudrun fürlinger, mit analogfilm zu arbeiten. Ich borgte mir von ihr eine super 8 kamera aus und fuhr in mein bayrisches heimatdorf. in diesen sommertagen enstanden meine ersten analogen aufnahmen, für mich ein sehr wichtiger moment, ähnlich der zeit, als ich im jahre 1998 meine filmische arbeit begann und mit meiner damaligen mini dvcam die ersten videoaufnahmen meines heimatdorfes und vom haus meines vaters machte. diese ersten digitalen aufnahmen von damals sind im lauf der zeit verloren gegangen. die jetzt gedrehten analogen super 8 bilder werden bleiben.

der nun fertige dreiteilige film trägt den titel: ABC, da er auf poetische weise meinen filmischen kanon präsentiert. Ich wünsche hiermit allen nun neugierig gewordenen zuschauerInnen eine sehr gute projektion!

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als ich 1983 meinen realschulabschluss machte, erwarteten alle freunde und verwandte von mir, dass ich alsbald nach münchen gehen würde, um malerei zu studieren. ich hatte, seit ich einen stift oder pinsel in der hand halten konnte, zahllose autodidaktische kunstwerke als zeichnungen oder gemälde geschaffen und ja, es gab damals den starken wunsch als bildender künstler eine laufbahn einzuschlagen. zu jener zeit jedoch dachte ich mir: es wäre vielleicht besser und nützlicher zuerst ein bodenständiges handwerk zu lernen, um mich anschliessend meinen künstlerischen höhenflügen zu widmen. gesagt getan: ich fuhr mit meinem fahrrad in einen nachbarort, um mich ebenda bei einem ansässigen schreiner zu bewerben. nach drei jahren ausbildung hatte ich dann doch den wunsch, mein oberpfälzer heimatdorf zu verlassen, um in wien klavierbauer zu werden. es sollte anders kommen: ich habe nach meiner schaupiel, regie und gesangsausbildung in meiner neuen wahlheimat wien eine unglaublich schöpferische entdeckungsreise machen können, die immer noch anhält, um in verschiedensten handwerklich sowie künstlerischen disziplinen einen ausdruck zu finden für meine menschliche existenz: I AM HERE!

Nota bene: die holzarbeit begleitet mich bis heute. aus diesem grunde möchte ich im heurigen hofer filmjahr davon ein sinnlich erfahrbares beispiel geben. ich werde mit einem guten dutzend froh gestimmter menschen gemeinsam ein wunderschönes holzbrett händisch bearbeiten und mit allen anwesenden teilen, die dieses analoge ereignis anschliessend beglückt nach hause tragen können, sie werden damit einen guten und täglichen gebrauch von diesem nützlichen holzstück in den kommenden lebensjahren erfahren. möge die übung gelingen.