Die Baustelle eines Luxusbauprojektes bei Nacht: Der ehrgeizige Bauleiter Lutz hat illegale Bauarbeiter angeheuert, um Kosten zu sparen. Doch es kommt zu einem tragischen Unfall. Am nächsten Tag wird ein Treffen mit Investoren plötzlich durch die 14-jährige Irsa gestört, die nach ihrem Vater sucht. Während Lutz die Chance wittert, sich für ein millionenschweres Projekt zu profilieren, treibt Irsas Verzweiflung sie immer wieder zu ihm. Um sie von seiner Baustelle fernzuhalten, entscheidet er sich, sie wegzubringen. Auf ihrer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine Verbindung, geprägt von Nähe und Distanz, Schuld und Verantwortung.
„Was mich im Kern an der Geschichte von ROHBAU faszinierte, war die Frage, wie ein deutscher Bauleiter mit seiner Verantwortung gegenüber einem albanischen Mädchen umgeht. Lutz, ein Außenseiter aus der ehemaligen DDR, strebt danach, in diesem System westdeutscher Bauherren und Immobilienfinanziers Anerkennung zu finden. Er nutzt dazu die verletzlichsten Glieder im Niedriglohnsektor der Immobilienbranche, nämlich illegale Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern, um kostengünstiger zu bauen. Dieses Gewerbe steht nicht nur seit der Weltfinanzkrise 2008 im Fokus, sondern auch aufgrund des akuten Wohnraummangels der letzten Jahre. Lutz' einzigartige Chance, innerhalb dieses Systems aufzusteigen, wird durchkreuzt durch Irsa, die unermüdlich nach ihrem Vater sucht. Als sie Lutz’ berufliche Pläne zu gefährden droht, entschließt er sich, sie kurzerhand loszuwerden und eigenhändig ‚abzuschieben’.
In seinem Transporter sind sie gezwungen, auf engstem Raum zusammenzurücken. Zum ersten Mal empfindet er auch Sympathien für die eigenwillige Irsa. Als er sie endlich losgeworden zu sein scheint, meldet sich sein quälendes Gewissen zurück, was dazu führt, dass er seine Karrierechancen ernsthaft gefährdet und eine gewisse Verantwortung für Irsa übernimmt.“
Tuna Kaptan