Als Tochter wurde Regisseurin Miriam Pucitta von ihrer Mutter zu Fremden gegeben, damit diese ihren Arbeitsplatz behalten kann. War sie ein „verbotenes Kind“? Heute macht sie sich, gemeinsam mit ihrer eigenen Tochter, auf die Suche nach Spuren und Verletzungen ihrer Familie in Deutschland, Italien und der Schweiz und entdeckt ein Kapitel der Arbeitsmigration, das weithin unbekannt ist.
„Seit ich denken kann, kam mir meine Mutter unnahbar vor, wie umhüllt von einem großen Geheimnis. Geboren wurde ich in Bern, weil sie mit siebzehn Jahren in die Schweiz emigriert war. Da war sie ganze zwanzig Jahre alt, aber davon wusste ich kaum etwas. […]
Ich bin selbst Mutter geworden und meine Mutter liebt Giulia über alles. Plötzlich fallen ihr Dinge ein, über die sie früher nicht gesprochen hatte: ihre Kindheit in San Vito und dann ihre Reise in die Schweiz. Meine Tochter und ich wollten gemeinsam diese Geschichte ein für alle Mal klären und in einem Dokumentarfilm festhalten. Uns war bewusst, dass ihre fortschreitende Krankheit auch die letzten Erinnerungen für immer löschen konnte. […]
Es ist die Geschichte eines Mädchens, das wie Tausende anderer junger Frauen angeworben wurde, das elterliche Haus in Italien verließ, um im Ausland zu arbeiten. […] Weil der Familiennachzug für die italienischen Saisonniers in der Schweiz verboten […] war, standen die Migrantinnen vor der Entscheidung: entweder die Kinder ‚am Telefon aufwachsen zu hören‘ – oder aber bei sich zu behalten, was bedeutete, sie vor den Behörden offiziell zu verstecken. […]“
Miriam Pucitta